Fototipps
Unerschöpfliche Quelle: Stille Gewässer als außergewöhnliches Fotomotiv
Wir haben in diesem Sommer unsere "sieben Sachen gepackt" und unter anderem Bayern erkundet. Dieser Trip übertraf all unsere Erwartungen: Wir waren absolut beeindruckt von den spektakulären Landschaften, einer großen Tiervielfalt und traumhaften Gewässern mit kristallklarem Wasser. Das eiskalte Nass lud zwar nicht zum Baden ein, dafür aber umso mehr zum Fotografieren. Worauf wir bei diesen besonderen Bildmotiven geachtet haben? Das verraten wir in diesem Artikel.
Spiegelung und Symmetrie sorgen für besondere Effekte
Stille Gewässer haben die gleiche Wirkung wie Spiegel und sorgen deshalb für ein spannendes Fotomotiv. Diese Spiegelung können Sie optimal nutzen, um eine gewisse Symmetrie im Bild herzustellen. Wie bei dem obigen Foto, das am Höglwörther See in Rupertiwinkel entstanden ist. Man könnte das Foto um 180 Grad drehen und würde kaum erkennen, dass der Himmel plötzlich unten ist. Tipp: Achten Sie unbedingt darauf, die Kamera absolut horizontal auszurichten. Eine Wasserwaage (Handy-App) kann dabei helfen.
Langzeitbelichtung gegen Wellen und Wind
Selten liegt ein See immer glatt da, sodass man eine ungestörte Spiegelung einfangen kann. Oft ist Wind im Spiel, der die Oberfläche eines Sees wellt. Abhilfe schafft die Langzeitbelichtung. Auf diese Weise verschwimmen die Wellen des Wassers und alles wirkt ruhig und glatt. So kommt der Spiegeleffekt voll zur Geltung.
Die obige Aufnahme am Schloss Moritzburg ist ein Beispiel für ein gelungenes Bild infolge einer extrem langen Belichtung – in diesem Fall über einen Zeitraum von zweieinhalb Minuten. Diese lange Dauer haben wir gewählt, um die Wolken verschwimmen zu lassen. Das verleiht dem Bild einen sehr klaren und ruhigen Stil. Der Fokus liegt auf dem Schloss und wird von nichts abgelenkt.
Die lange Belichtungszeit eignet sich hervorragend für ein ganz besonderes Motiv: die Milchstraße. Denn die Spiegelung der Sterne und Planeten wirkt umso schöner, je länger belichtet wird. Mehr Tipps zum Thema Astrofotografie lesen Sie hier.
Das sollten Sie bei der Langzeitbelichtung beachten
- Nehmen Sie ein Stativ mit, um das Foto nicht zu verwackeln,
- nutzen Sie einen Graufilter (ND-Filter), um eine Überbelichtung zu vermeiden
- und einen Selbstauslöser, um die Verwacklungsgefahr zu minimieren.
Ebenfalls wichtig:
- Die Blende sollte beim Fotografieren relativ geschlossen sein.
- Eine hohe Lichtempfindlichkeit ist überflüssig. Wir haben im obigen Bild den ISO-Wert 100 gewählt. Die sonstigen Kameraeinstellungen: Blende 10, 30 Sekunden Belichtungszeit und ein ND-Filter von 1.000.
Gewässer als wunderschöner Nebendarsteller
Manchmal ist es nicht der See selbst, der das Foto ausmacht, sondern die Objekte darauf, darin oder am Rande. Das ruhige Gewässer eignet sich beispielweise hervorragend, um ein ausdrucksstarkes, minimalistisches Bild aufzunehmen. Wählen Sie einen besonderen Bildauschnitt oder ein auffälliges Bildmotiv. Vielleicht nutzen Sie auch eine besondere Tiefenschärfe?
Das obige Bild überzeugt durch seinen ruhigen Bildaufbau und Minimalismus. Es genügt ein kleines Ruderboot mit Insasse, das sich perfekt auf dem See spiegelt. Um das Bild so clean wirken zu lassen, haben wir bewusst kein Ufer aufgenommen. Der Himmel an diesem Tag war übrigens sehr bewölkt, weshalb die Spiegelung des Sees fast weiß wirkt.
Tipp: Die Positionierung des Hauptmotivs sollte im Goldenen Schnitt liegen, also zwischen einem Drittel und zwei Drittel des Fotos.
In manchen Situationen können Sie für mehr Wirkung einen Blickfang im Bild platzieren, beispielsweise, wenn der See recht groß oder das Wetter mäßig ist. Dies haben wir am Eibsee getan, wie das untere Bild zeigt. Die Berge versanken im Nebel, sodass dieser Teil der an sich traumhaften Kulisse nicht gespiegelt werden konnte. Stattdessen haben wir mit einem Kleid in der Kontrastfarbe Rot für einen Eyecatcher gesorgt.
Manchmal rückt ein Gewässer komplett in den Hintergrund – und ist dennoch präsent. In unserem Beispiel liegt der Fokus auf einem Boot am Ufer. Der Vordergrund im obigen Bild besteht aus ein paar unscharfen Grashalmen. Sie geben dem Foto Tiefenschärfe und lassen es dadurch noch interessanter wirken.
Zusammengefasst: Wichtige Tipps für Fotos an und mit Gewässern
- Per Langzeitbelichtung lässt sich eine Spiegelung einfangen, obwohl es windig und das Gewässer entsprechend wellig ist.
- Um die Spiegelung optimal auf dem Foto abzubilden, sollte der Sucher zwingend horizontal ausgerichtet sein.
- Die Einbindung verschiedener Bildebenen (Vordergrund und Hintergrund) verleihen dem Foto Tiefenschärfe. Das wirkt für das menschliche Auge interessanter.
Noch ein zusätzlicher Tipp: Die perfekte Spiegelung erreicht man, wenn das Gewässer auf Augenhöhe ist. Doch auch andere Perspektiven haben ihren Reiz. Da die Seen in Bayern meist von Bergen umgeben sind, hat man häufig den Blick aus der Vogelperspektive. Diese macht das Foto sehr interessant, da sie untypisch ist.
Viel Spaß beim Ausprobieren und Entdecken,
Ihre Annika Koch